Es ist Ferienzeit. Vielleicht planen auch Sie, diesen Sommer zu verreisen. Womöglich mit dem Zug? Ins mediterrane Tessin, in die Bündner Berge – oder doch nach Paris?
Eine Zugreise kann im Vergleich zum Flieger viele Vorteile bringen. Man muss nicht bei einer Sicherheitskontrolle anstehen. Es gibt reichlich Stauraum für den Koffer. Ausserdem sind die Schweizer Züge bekannt für ihre Pünktlichkeit.
Doch diese ist im Sommer bedroht: Hitze oder Gruppenreisen können zu Verspätungen führen. Zu verhindern versuchen das die Zugverkehrsleitenden in den Betriebszentralen der SBB.
Bildschirme, so weit das Auge reicht
Jakob Arca ist Schichtleiter im Kommandoraum der SBB Betriebszentrale Mitte in Olten. Auf seinem Schreibtisch stehen acht Bildschirme. In einem Programm namens Iltis, kurz für «Integrales Leit- und Informationssystem», kann er anhand unzähliger farbiger Linien das Zugnetz in seinem Zuständigkeitsbereich live verfolgen. Es sind die Züge und die Gleise im Raum Basel, Aarau, Luzern, Olten, und Bern.
Es ist ruhig im Kommandoraum. Wenn alles gut läuft, überwachen Arca und sein Team nur, ob Weichen und Signale richtig gestellt sind. Denn für jeden Zug ist ein von Hunderten von Mitarbeitenden händisch erstellter Fahrplan hinterlegt.
Iltis übermittelt zur geplanten Zeit automatisch die notwendigen Befehle an die Stellwerke. Diese stellen die Weichen. Prüfen, ob der nächste Gleisabschnitt frei ist, und lassen die Signale dann auf grün springen.
«Erst wenn etwas Ungeplantes passiert, wie eine Störung an einer Weiche oder an einem Signal, kommen wir aus dem Überwachungsmodus heraus. Dann versuchen wir, die Störung oder das Problem zu beheben», so Arca.
Störungen am Zugnetz sind saisonal bedingt
«Jetzt vor den Sommerferien fällt auf, wie viel mehr Gruppen unterwegs sind», antwortet Jakob Arca auf die Frage, ob man in der Betriebszentrale im Sommer einen Unterschied zu den anderen Saisons spüre.
Viele Schulreisen und Wandergruppen reisen im Sommer mit dem Zug. «Da merken wir, dass die Zugabfertigung manchmal nicht so schnell funktioniert», so Arca, «weil halt ganz viele Leute ein- und umsteigen müssen.» Es komme dann rasch zu minimen Verspätungen, die kumuliert in der Betriebszentrale spürbar werden.
Aber auch Störungen an der Infrastruktur sind abhängig von der Jahreszeit: Sommerunwetter können etwas auf die Gleise spülen – und die Hitze kann die Schienen verbiegen.
«Der ungünstigste Fall ist, wenn eine solche Störung erst im laufenden Betrieb auffällt», offenbart Jakob Arca. Passiert das, werden Mitarbeitende aufgeboten, die die Infrastruktur vor Ort reparieren.
Derweil informieren akustische und optische Signale den Kommandoraum über die Störung. Jakob Arca und sein Team versuchen dann, den Zugverkehr um das blockierte Streckenstück herumzuleiten.
Sie suchen nach anderen Gleisstrecken und stellen die Weichen und Signale so um, dass die Züge den geplanten Bahnhof möglichst pünktlich erreichen. «Unser Ziel ist es, so zu arbeiten, dass der Kunde draussen gar nicht merkt, dass es uns überhaupt gibt».
Gelingt das nicht und man sitzt im Zug, ist das ärgerlich – egal ob man sich gerade auf dem Weg ins Büro oder in die Ferien befindet. Im vergangenen Jahr sind aber immerhin 92.5 Prozent der Personenzüge der SBB mit einer Verspätung von weniger als drei Minuten – also pünktlich – an ihrem Zielbahnhof angekommen.