Die Lage in Sudan ist verheerend: Millionen von Menschen sind dort laut der UNO auf der Flucht und von Hunger betroffen. Grund ist der blutige Bürgerkrieg im Land. Doch das Leid der Bevölkerung soll möglichst bald ein Ende haben – dank einer Konferenz in der Schweiz. Patricia Danzi, Direktorin der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) war vor ein paar Wochen in Sudan und erzählt über ihre Eindrücke.
SRF News: Was haben Sie in Sudan gesehen?
Patricia Danzi: Ich bin nach Khartum gereist. Dort hat es viele Geflüchtete. Neu ist, dass viele Leute aus den grossen Städten vertrieben wurden. Das ist die Mittelschicht, die die Wirtschaft in Gang bringt. Leute, die eigentlich anderen humanitäre Hilfe leisten und sich nun plötzlich in einer ganz neuen Situation wiederfinden. Sie sind teilweise in dürftigen Unterkünften untergebracht und schämen sich für diese nicht immer menschenwürdige Situation.
Wie ist die Situation genau?
Die Situation ist sehr schlimm. Und sie ist menschengemacht. In Darfur hat es schon wegen eines früheren Konflikts vor 20 Jahren viele Binnenflüchtlinge und auch Flüchtlinge in den Nachbarländern. Die Situation dort ist noch schlimmer, weil auch der Zugang sehr schwierig ist – wegen der Kämpfe, aber auch wegen der Grenzen und der Grösse Sudans.
Was mich persönlich positiv stimmt: Es gibt viele Frauen in verantwortungsvollen Positionen.
Was ist das Hauptproblem?
Das internationale Völkerrecht wird nicht respektiert. Die Leute müssen fliehen. Der Zugang zu humanitären Gütern ist nicht immer gewährleistet. Die Ernährungssicherheit ist ein grosses Problem, vor allem der Binnenflüchtlinge in Darfur. Die Menschen können zum Teil ihre Felder nicht bestellen. Hilfsgüter kommen nicht dorthin. Die Gesundheitsversorgung ist nicht gewährleistet und die Leute leben unter sehr schwierigen Bedingungen. Es geht ums Überleben.
Was ist Ihnen am meisten aufgefallen?
Wie die lokale Bevölkerung sich gegenseitig unterstützt. Auch die Gastfreundschaft, welche die Leute für die Flüchtlinge an den Tag legen. Viele lokale Organisationen können sich noch organisieren. Was mich persönlich positiv stimmt: Es gibt viele Frauen in verantwortungsvollen Positionen. Das ist sicher auch ein Motor dafür, dass man in den Friedensverhandlungen und anderen Bereichen Frauen nicht ausschliesst.
Welcher Eindruck ist bei Ihnen zurückgeblieben?
Ein Krieg bringt immer das Beste und Schlechteste der Menschen an den Tag. Ich habe sehr viele engagierte Leute gesehen. Eine grosszügige und offenherzige Bevölkerung. Aber zu sehen, wie ein menschengemachter Konflikt so viel Leid bringt, trifft mich persönlich. Die Frage stellt sich dann: Was können wir machen? All diese Initiativen, auch friedenspolitisch, sind sicher der richtige Ansatz.
Es geht darum, einen Waffenstillstand auszuhandeln.
Am 14. August findet in Genf eine Sudankonferenz statt. Was können Sie dazu sagen?
Die Amerikaner haben uns tatsächlich angefragt, ob wir bei der Unterstützung dieser Konferenz helfen würden. Sie organisieren sie und die Schweiz ist zusammen mit Saudi-Arabien Co-Gastgeberin dieser Konferenz. Es geht darum, einen Waffenstillstand auszuhandeln.
Eine gute Sache aus Ihrer Sicht?
Absolut. Jeder friedenspolitische Ansatz ist wichtig, und jeder Schritt näher an einen Waffenstillstand ist ein sehr wichtiger Schritt. Das ist eine Sache, die es jetzt wirklich braucht.