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Klassenzimmer der Zukunft KI in der Schule: Bildung oder Beschäftigung?

Künstliche Intelligenz dringt immer stärker in die Schulen. Doch kann sie Bildung auch vermitteln oder dient sie bloss der Beschäftigung der Schüler? Die Pädagogische Hochschule Bern forscht daran.

Künstliche Intelligenz gibt Antworten auf Fragen der Schülerinnen und Schüler, sie schreibt Tests, löst Aufgaben. Doch KI soll zunehmend nicht nur als Formulierungshilfe oder Erklärmaschine dienen. Sie soll unterrichten, als virtuelle Hilfslehrperson, die sich jederzeit empathisch, persönlich und erfolgreich um jedes einzelne Schulkind kümmert.

Ein Lehrer schaut wie die Schüler arbeiten.
Legende: Marc Eyer von der PH Bern will erforschen, wie KI im Unterricht den Lernprozess fördert. SRF / Matthias Baumer

Das kann nur gelingen, wenn die KI auch tatsächlich Bildung vermittelt. Genau daran forscht die Pädagogische Hochschule Bern.

«Wir wollen verstehen, wie KI im Unterricht funktionieren muss, damit ein Lernerfolg da ist», sagt Wolfgang Spahn. Er leitet das Forschungsprojekt an der PH Bern. Mit ihrer Arbeit wollen die Forscher verstehen, wie KI im Unterricht richtig eingesetzt werden kann und was es braucht, damit sie verstünden, ob Wissen bei den Schülerinnen und Schülern tatsächlich verankert wird. Man wisse auf Schülerseite noch nicht, wie die Lernprozesse mit KI genau vonstattengingen.

Die KI bietet Potenzial, individualisierter auf die Schülerinnen und Schüler einzugehen.
Autor: Marc Eyer Institutsleiter, Pädagogische Hochschule Bern

Die Chance von KI-Tutoren oder virtuellen Hilfslehrkräften sei, dass sie individualisiertes Lernen begünstigen könnten, sagt Marc Eyer von der PH Bern: «Schon lange steht die Forderung, individualisierter auf die Schülerinnen und Schüler einzugehen. Aber die Schule scheitert an den Kapazitäten.» Die Klassen seien zu gross, die Lehrpersonen hätten zu wenig Ressourcen. «Hier bietet die KI Potenzial», sagt Eyer.

Schülerinnen arbeiten an ihren Notebooks.
Legende: Den Schülerinnen und Schülern ist der Mensch immer noch lieber als der KI-Lehrer am Bildschirm. SRF / Matthias Baumer

Künstliche Intelligenz im Unterricht solle jedoch nur dort eingesetzt werden, wo kognitives Lernen gefragt sei. Dort, wo haptische Erfahrung fürs Lernen notwendig oder soziales Lernen wichtig seien, habe KI keinen Platz, sagt Eyer.

Lieber echter Lehrer statt KI-Tutor

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Die Gymnasiasten und Gymnasiastinnen, die an der PH Bern bei der Forschung an der KI im Unterricht mitmachen, können sich nicht so recht mit der virtuellen Lehrperson anfreunden. Die KI sei kein Mensch. Bezugspersonen seien wichtig und genau das sei die künstliche Intelligenz nicht, sagen sie.

Auch sei das Vertrauen in den Menschen grösser als in die KI. Zwar wisse diese vielleicht mehr, aber der echten Lehrperson würden sie viel eher glauben. Aber die Schülerinnen und Schüler sehen auch Vorteile. Beispielsweise sei der KI-Hilfslehrer immer verfügbar.

Risiken des KI-Tutors

Laut Eyer weiss man noch nicht, ob es mit KI gelinge, Lernprozesse zu fördern. Oder ob die Arbeit mit solchen Programmen im Unterricht den Schülern nur das Gefühl vermittle, sie würden etwas lernen. Im schlimmsten Fall würden die Schülerinnen gar nicht merken, dass sie nur ihre Zeit vertun. Ohne Lerneffekt ist die Arbeit mit KI nur Beschäftigung, sagt Eyer. Deshalb sei die Forschung wichtig. Man müsse wissen, wo KI im Unterricht sinnvoll und wirkungsvoll sei.

Bildschirm eines Notebooks
Legende: Die PH Bern forscht am Lernerfolg mit künstlicher Intelligenz. SRF / Matthias Baumer

Aktuelle pädagogische KI-Anwendungen könnten Schülerinnen und Schüler noch nicht bilden, sagt Wolfgang Spahn. KI-Tutoren, welche die Schüler autonom, empathisch und individuell unterrichten und Bildung vermitteln, sind demnach noch Zukunft. Daran würden sie arbeiten, gewissermassen an der Schule der Zukunft.

Digitale Lernplattformen

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KI im Unterricht ist eine Tatsache. Produkte, Programme, Apps und Tools gibt es bereits viele. Schweizer Start-ups, aber auch grosse internationale Tech-Giganten sind im Spiel.

Beispiele:

Im Kanton Luzern können Schulen die KI-Tools eines Anbieters aus Deutschland vergünstigt kaufen: Fobizz. Dieser Anbieter wirbt damit, dass die Lehrpersonen KI sicher und effektiv im Unterricht einsetzen können.

Ein Produkt für KI im Unterricht bietet auch das Start-up Hazu aus dem Kanton Wallis an. Verschiedene Schulen würden bereits erfolgreich damit arbeiten.

Aber auch Tech-Giganten wie beispielsweise Microsoft bieten Produkte für Schulen an. Sie werben unter anderem damit, dass ihre KI-Tools soziales und emotionales Lernen ermöglichen. Sie preisen Lernbeschleuniger an.

Apple tut das gleiche und weist darauf hin, dass die eigenen Produkte den Fortschritt der einzelnen Schülerinnen und Schüler für die Lehrpersonen sichtbar mache. Die Lehrperson könne sich auf das konzentrieren, was wichtig sei: das Unterrichten.

Was den Anbietern gemeinsam ist: Sie versprechen Lernerfolg bei den Schülerinnen und Schülern.

Vorsicht vor Tech-Konzernen

Ständig kämen neue pädagogische KI-Tools in den Unterricht, sagt Marc Eyer von der PH Bern. Kleine Schweizer Start-ups, aber auch grosse Firmen aus aller Welt seien dabei.

Aber besonders KI-Tools von grossen internationalen Tech-Konzernen hätten Einsatzzeit, Datengewinn und Umsatz als Ziel und nicht die Bildung. Sie würden auf Effizienzsteigerung und Vermeidung von Anstrengung abzielen. «Aber Bildung hat immer mit Anstrengung zu tun», sagt Wolfgang Spahn.

Rendezvous, 7.4.2025, 12:30 Uhr; sten

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