In der Rooftop Bar des Volkshauses in der Berner Altstadt machte die Stadtbernerin vor den Medien deutlich: Sie sei «voller Energie und Gestaltungswillen» und für den Job im Bundesrat bereit. Die 45-jährige Regierungsrätin ist die erste Frau, die für die Nachfolge von Alain Berset kandidiert.
Bleibt sie die einzige Frau auf dem Ticket?
Noch steht es nicht fest, aber Evi Allemann könnte die einzige Kandidatin auf dem SP-Zweierticket bleiben. Das verschaffe ihr einen Frauenbonus, schätzt SRF-Bundeshausredaktor Dominik Meier.
Die SP habe zwar mit Elisabeth Baume-Schneider bereits eine Bundesrätin. Doch viele Parlamentarierinnen können sich auch eine zweite Bundesrätin vorstellen und würden deshalb einen von voraussichtlich zwei Ticketplätzen mit einer Frau besetzen. Dies sei zum Vorteil von Allemann.
Folgen für weitere Kandidaten
Zwar habe Allemann auch ein Handicap, weil der Kanton Bern bereits mit Albert Rösti im Bundesrat vertreten ist, so Meier. Doch insgesamt dürften ihre Chancen auf einen Ticketplatz diesmal besser stehen als im letzten Jahr, als sie gegen zwei Frauen antreten musste und verlor.
Ein Ticketplatz für Allemann hätte laut Meier auch Auswirkungen auf andere Kandidaturen: Der zweite Berner, Nationalrat Matthias Aebischer, wäre wohl chancenlos. Schwieriger würde es auch für den basel-städtischen Regierungspräsidenten Beat Jans. Denn ob die Fraktion gleich zwei kantonale Regierungsmitglieder aufs Ticket setzen würde, sei eher fraglich.
Mit Leidenschaft und Führungsqualitäten
Allemann strich ihre Leidenschaft für Politik und ihren Leistungsausweis als Führungsperson hervor. Sie sei in ihrer Direktion Inneres und Justiz verantwortlich für über 1200 Mitarbeitende. «Ja, ich regiere gerne», sagte die SP-Politikerin. Sie wolle aus der Minderheit heraus Mehrheiten schaffen.
Allemanns Kandidatur ist die sechste im Rennen um den frei werdenden SP-Sitz in der Landesregierung. Bereits fünf Männer haben ebenfalls offiziell ihr Interesse am Bundesratsamt angemeldet: Daniel Jositsch (ZH), Matthias Aebischer (BE), Beat Jans (BS), Jon Pult (GR) und Roger Nordmann (VD).
Die lange Karriere von Evi Allemann
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Mit 45 Jahren blickt Evi Allemann bereits auf eine lange Polit-Karriere zurück. Erstmals für Schlagzeilen sorgte sie im April 1998 bei den Berner Grossratswahlen, als sie 19-jährig jüngste Kantonsparlamentarierin der Schweiz wurde. Im Rathaus engagierte sie sich vor allem in Jugend- und Bildungsfragen. Zudem gehörte sie der Justizkommission an. Das passte zum Jus-Studium an der Universität Bern, das sie 2003 abschloss. Im selben Jahr wurde sie in den Nationalrat gewählt und tat sich während 15 Jahren vor allem als Verkehrs- und Sicherheitspolitikerin hervor. Sie war VCS-Präsidentin und sass im Vorstand des Mieterverbands MV.
2018 beendete die parteiinterne Amtszeitbeschränkung ihr Nationalratsmandat. Sie wurde darauf nahtlos als Nachfolgerin ihrer Parteikollegin Barbara Egger in den Berner Regierungsrat gewählt. Vom Boulevard einst als «rote Evi» bezeichnet, wuchs sie rasch in die Rolle der Magistratin hinein. Als Leiterin für Inneres und Justiz stand sie aber nur selten im Scheinwerferlicht. So etwa im Februar 2020, als sie das Stimmvolk zu einen Transitplatz für ausländische Fahrende in Wilteroltigen überzeugte. Allemann wohnt in Bern und ist Mutter zweier Kinder im Alter von elf und sieben Jahren. In den Ferien reist die Familie oft mit Zug und Bus den Rändern Europas entlang.
Das Kandidatenkarussell für die Berset-Nachfolge
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Archiv: SP legt keine Kriterien fürs Bundesratsticket fest
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