Seit der Wahl Trumps haben die vier Goldschmelzereien der Schweiz viel Arbeit. Sie verarbeiteten letztes Jahr rund 40 Prozent des weltweiten Goldes. Das glänzende Edelmetall ist seit Ende 2024 in den USA so gefragt, wie seit Jahren nicht mehr. Viele Anleger und Goldhändler wollten sich vor Einführung der Zölle absichern.
Dieser Gold-Boom bringt die Handelsbilanz in Schieflage und treibt die angedrohten Zölle in die Höhe. Ganz zum Leidwesen der produzierenden Industrie.
Wäre Gold nicht berücksichtigt worden, wären die Zölle bei 20 und nicht bei 31 Prozent.
2024 exportierten die Schweizer Edelmetallraffinerien Gold im Wert von rund 7.9 Milliarden Franken in die USA, so provisorische Daten des Bundes. Das wertvolle Metall machte etwa 12 Prozent der gesamten Exporte der Schweiz in die USA aus. Entsprechend verschärft sich das Ungleichgewicht des Güterhandels zwischen der Schweiz und den USA. Mit der Folge, dass die Trump-Administration mit ihrer umstrittenen Formel 31 Prozent Zölle für die Schweiz errechnete.
Laut Ökonom Claude Maurer vom Wirtschaftsforschungs- und Beratungsinstitut BAK fällt das werthaltige Edelmetall bei der Zollberechnung besonders in Gewicht: «Wäre Gold nicht berücksichtigt worden, wären die Zölle bei 20 und nicht bei 31 Prozent.»
Schmelzereien laufen seit Trump heiss
Während sich die Goldexporte in die USA von 2015 bis 2019 auf tiefem Niveau bewegten, stiegen sie nach Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 deutlich an. Mit steigendem Goldpreis blieben die Exporte in die USA auch in den Folgejahren hoch.
Mit der Wahl von Donald Trump schnellten die Goldexporte weiter in die Höhe. Alleine in den ersten drei Monaten dieses Jahres exportierte die Schweiz Gold im Wert von rund 37 Milliarden Franken in die USA – ein Rekordwert.
Die Kapazitäten der Edelmetallraffinerie Valcambi sind zurzeit ausgelastet, sagt der operative Geschäftsführer Simone Knobloch. Die Nachfrage steige, weil viele Gold statt Aktien kauften und weil professionelle Anleger sich absicherten.
«Viele haben sich vorsorglich für den Fall gerüstet, dass Gold besteuert werden könnte. Die Investoren importieren Gold, um zu vermeiden, dass sie plötzlich Zölle darauf zahlen müssten», so Knobloch. Das sei auch bedingt durch Termingeschäfte, die an der Goldbörse gehandelt werden. US-Händler importierten deshalb Gold noch bevor, diese mit allfälligen Zöllen belegt werden könnten.
Gold von Zöllen ausgenommen
Die Höhe der Zölle schmerzt insbesondere exportorientierte Branchen, von Uhren- über Metall- bis zur Medtech-Industrie. Gold wiederum ist von den angedrohten Zöllen ausgenommen. Warum dies so ist, darüber spekuliert Ökonom Claude Maurer: «Gut möglich, dass viele Trump-Anhänger stark in Gold investiert sind und Trump ihnen mit Zöllen auf Gold keinen finanziellen Schaden aufbürden will.»
Wertmässig hat Gold in der Zoll-Formel der USA grossen Einfluss.
Dass die massiven Goldexporte zu den angedrohten Zöllen von 31 Prozent beigetragen haben, verneint auch Geschäftsführer der Raffinerie Valcambi nicht. «Wertmässig hat Gold in der Formel, welche die USA für die Berechnung der Zölle anwendet, grossen Einfluss», so Knobloch. Es sei eine Formel, die alles wie ein Schmelztiegel einbeziehe. Nun sei es Aufgabe der Schweizer Regierung, der US-Administration zu erklären, wie sich die verschiedenen Exportgüter der Schweiz effektiv auf die Handelsbilanz der beiden Länder auswirken.