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Meine Klänge, meine Stadt Amsterdam lässt es krachen

Kettenbagger, Kompressoren, Krane: In Amsterdam wimmelt es von Baumaschinen. Das macht viel Lärm – aber die wenigsten stört es.

Es gibt Tage, da präsentiert sich Amsterdam wie eine gigantische Baustelle. Dann dominiert der ohrenbetäubende Lärm der grossen, gelben Maschinen das halbe Zentrum. Doch auch in den Aussenquartieren wird gehämmert, gesägt und gebohrt.

Bauen für die Neuzuzüger

Denn die Grachtenstadt boomt. Jeden Monat lassen sich 1000 neue Menschen nieder. 854'000 Einwohnerinnen und Einwohner zählt die Stadt inzwischen – eine Viertelmillion mehr als 1990.

Audio
Meine Klänge, meine Stadt: Amsterdam
aus Kultur kompakt vom 10.07.2018.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 7 Sekunden.

Viele dieser «neuen» Amsterdamerinnen und Amsterdamer arbeiten für internationale Firmen, die ihren Hauptsitz in die Niederlande verlegt haben.

Damit alle diese Neuzuzüger ein Dach über dem Kopf haben können, braucht es viele neue Wohnungen, die jetzt auf den letzten, noch brachliegenden Fleckchen in der Innenstadt entstehen oder – noch häufiger – in den Aussenquartieren.

Eine Stadt steht auf Stelzen

Dort wird der übliche Baulärm häufig von einem metallischen Schlaggeräusch übertönt: Der hauptstädtische Grund ist nämlich alles andere als fest. Damit ein Haus gebaut werden kann, das im Lot bleiben soll, muss der sumpfige Boden zuerst mit Pfählen gestützt werden.

Blick von oben auf eine Baustelle.
Legende: Der Amsterdamer Grund ist alles andere als fest. Die Stadt muss auf Pfählen gestützt werden. SRF/Elsbeth Gugger

«Hijen» wird dieser typisch niederländische Vorgang in einem Wort genannt. Auf Deutsch bedeutet es: einen Pfahl in den Boden rammen. Die ganze Innenstadt samt Hauptbahnhof und Königspalast ruht auf Holzpfählen.

Es gibt dazu sogar einen Vers, den jedes Kind kennt: «Die grosse Stadt Amsterdam ist auf Pfählen gebaut. Wenn diese Stadt einmal umfällt, wer müsste das bezahlen.»

Meine Klänge, meine Stadt

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Welche Klänge begleiten den Alltag einer Stadt, einer Strasse, eines Platzes? Korrespondenten berichten aus allen Ecken der Welt über Töne, Klänge und Geräusche, die ihnen besonders im Ohr geblieben sind.

Wahre Worte: Wenn die alten Holzstelzen morsch werden, was immer wieder vorkommt, sackt das Fundament ab und gerät das Haus in Schieflage. Für Touristen ist das zwar ein hübsches Fotosujet – aber den Besitzer kostet die Sanierung eine schöne Stange Geld.

Der Lärm von früher

Im 17. Jahrhundert, als die reichen Kaufleute den – inzwischen zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden – Amsterdamer Grachtengürtel anlegen liessen, gab es weder Dieselmotoren noch Beton.

Kräne stehen auf einer Baustelle.
Legende: Amsterdam wird von einem ohrenbetäubenden Baustellenlärm dominiert. SRF/Elsbeth Gugger

Damals wurden Baumstämme eingesetzt für ein stabiles Fundament. Die Arbeiter trieben sie mit Hilfe eines Rammbocks an Seilen elf Meter tief in den Boden. Natürlich war auch diese Tätigkeit mit Lärm verbunden. Aber es klang nicht so metallisch wie das heutige «Hijen».

Auf Sand gebaut

Anstelle der Baumstämme, die damals per Schiff aus dem Schwarzwald importiert wurden, benutzen die Bauherren inzwischen einen Stahlköcher, der Schlag für Schlag so tief in den Boden gestampft wird, bis er auf eine tragfähige Sandlage trifft.

Heute liegt diese bei 21 Metern – 10 Meter tiefer als zu Baumstammzeiten. Sobald der tiefste Punkt erreicht ist, wird Beton mit Stahleinlagen in den Köcher gestürzt, bevor dieser entfernt und für einen nächsten Betonpfahl eingesetzt wird.

Der Klang der Sicherheit

Ein erfahrener Bautrupp braucht für einen solchen Vorgang eine gute halbe Stunde. Wie lange «gehijt» werden muss, wie viele Betonpfähle nötig sind, hängt von Grösse und Gewicht des Bauprojektes ab.

Obwohl das metallische Rammgeräusch bis weit in die Ferne gut hörbar ist, beklagen sich die Anwohnenden kaum darüber. Im Gegenteil: Für viele gehört dieses spezielle Hämmern zu Amsterdam wie das Dreiklanghorn des Postautos vor einer Kurve.

Denn es bedeutet Sicherheit.

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