In meinem Arbeitsalltag sehe, höre und spüre ich wenig von dem, was Stockholm so ganz besonders macht: das Wasser.
Flickenteppich aus Inseln
Wenn jeweils im Dezember die ganze Welt nach Stockholm blickt und im Konzerthaus die Nobelpreise verliehen werden, ist es kalt und dunkel.
Nicht selten sind dann die Wasserflächen zwischen den 14 Hauptinseln von Stockholm und den über 20'000 Inseln und Inselchen in den Stockholmer Schären von einer dünnen Eisschicht bedeckt.
Nur die grossen Fähren nach Finnland und ins Baltikum können dann noch die Wasserstrassen passieren.
Jetzt, im heissesten und trockensten Sommer seit Menschengedenken, sind es die umfassenden Waldbrände nördlich von Stockholm, die meine Aufmerksamkeit verlangen. Aber dann und wann schaffe ich es dorthin, wo ich mich meiner Stadt am nächsten fühle – aufs Wasser.
Nahezu geräuschlos übers Wasser gleiten
Am liebsten benutze ich eine der erst vor kurzem eingeführten Elektrofähren, um mich vom Anlegeplatz beim Grand Hotel nach Södermalm zu verschieben.
Leise, schnell und umweltschonend bin ich so unterwegs. Die Stockholmer Elektrofähren lösen im Unterschied zu den traditionellen Dampf- und Motorschiffen fast keine Wellen aus, bestätigt ein Fährenkapitän.
Frische Luft und Perspektive
Wenige Minuten dauern die meisten Passagen. An Deck geniesse ich nicht nur die frische Luft, sondern auch Stockholm aus der Perspektive, die ich als Velofahrer im Stadtverkehr, eingepfercht in einen engen Bus oder im Untergrund der Metro-Züge, normalerweise nicht mitbekomme.
Ich spüre das wahre Stockholm viel weniger in den gemütlichen Fussgängerstrassen der Altstadtinsel «Gamla Stan» oder den coolen Bars und Kneipen auf der Südinsel «Södermalm».
Ich spüre es zwischendrin, unterwegs auf dem Wasser, dass im Osten zur salzigen Ostsee und im Westen zum Süsswassersee «Mälaren» gehört.
Das Wasser verbindet Stockholm mit dem Rest des Landes, mit der Welt, mit sich selber – und mit mir.