Wenn US-Präsident Donald Trump in diesen Tagen mit dem dicken, schwarzen Filzstift seine Unterschrift unter das Akkreditierungsschreiben des neuen britischen Botschafters setzt, wird er vermutlich mit den Zähnen knirschen. Denn das Verhältnis zwischen dem US-Präsidenten und dem britischen Gesandten ist leicht belastet.
Vor fünf Jahren nannte Peter Mandelson Donald Trump eine Gefahr für die Menschheit. Aus dem Weissen Haus war deshalb unlängst zu hören, Mandelson sei ein Trottel, der am besten zu Hause bleibe.
Mandelson musste sich entschuldigen
Eine Herausforderung für einen Mann, dessen wichtigste diplomatische Mission ist, einen impulsiven Präsidenten zu bändigen. Der Dompteur aus London musste deshalb zuerst einmal auf offener Bühne ein Kunststück aufführen. Einen Rückwärtssalto. Lord Mandelson hat sich vor wenigen Tagen auf Fox-News, dem Lieblingssender des US-Präsidenten, in aller Form entschuldigt.
Seine damaligen Aussagen seien so falsch wie ungeschickt gewesen. Sein Urteil über den US-Präsidenten sei heute ein komplett anderes. Die Entschlossenheit Trumps sei beeindruckend.
«Peinlich»
Die Kehrtwende ist nicht bei allen gut angekommen. «Peinlich» sei diese und Mandelson in Washington schlicht der falsche Mann, meinte die frühere konservative Ministerin Suella Braverman gegenüber GB-News. «Er hatte gegenüber Donald Trump und die Republikanische Partei schon immer eine ablehnende Haltung. Er wird den Interessen Grossbritanniens schaden.»
Fairerweise muss man erwähnen, dass Braverman zum rechten Flügel Tories gehört und Trump tief verehrt.
Mit allen Wassern gewaschen
Trotzdem ist die Kehrtwende von Peter Mandelson bemerkenswert. Ob seine Biegsamkeit diplomatischer Weitsicht entspringt oder persönlichem Opportunismus ist schwierig zu beurteilen. Tatsache ist, dass der 71-jährige Ökonom politisch mit allen Wassern gewaschen ist.
Bereits sein Grossvater war britischer Minister. Mandelson begann seine frühe politische Karriere als Kommunist, wurde später politischer Berater von Tony Blair und gilt als Mitarchitekt von «New Labour». Seine Wegbegleiter nennen ihn klug und kompetent.
Aristokrat von Labour
Tatsächlich weiss Mandelson wie die politischen Institutionen ticken. Mehr als dreissig Jahre ist er im öffentlichen Dienst und gehört zur Aristokratie der Labour-Partei. Seine öffentlichen Auftritte sind von auserlesener Höflichkeit. Hinter den Kulissen soll er dagegen ziemlich schmerzfrei agieren, was ihm den Spitznamen «Lord der Finsternis» einbrachte.
Nun also ein Rückwärtssalto im Rampenlicht. Dem Zirkusdirektor in Washington scheint es gefallen zu haben. Donald Trump werde den neuen Botschafter bald willkommen heissen, ist zu hören, aber nur wenn London den Lord an der kurzen Leine halte.