Kino-Highlights: Spotlicht auf die besten Filme 2024
«Dune 2»: dystopisches Science-Fiction-Spektakel
2021 begeisterte «Dune», ein grossartiger Weltraumfilm, der erfrischenderweise weder zum Universum von «Star Wars» oder «Star Trek» gehörte. Und auf einer Literaturvorlage basierte, die wegen ihrer Komplexität als unverfilmbar galt. Aber Regisseur Denis Villeneuve («Arrival») gelang es. Da er nur die erste Hälfte der Geschichte erzählt hat, kommt am 29. Februar 2024 die Fortsetzung ins Kino.
Zur Erinnerung: Es ist das Jahr 10'191. Die fiesen Harkonnen kämpfen gegen die Atreiden. Es geht um einen Rohstoff namens «Spice», den es nur auf dem Wüstenplaneten Arrakis gibt, der auch Dune genannt wird.
Aktuelle Themen wie ökologischer Raubbau, Ausbeutung und Kolonialismus werden in dem Science Fiction diskutiert. Mit Timothée Chalamet, Zendaya, Jason Momoa, Rebecca Ferguson und vielen anderen ist das Spektakel prominent besetzt.
Die Fans hoffen jetzt natürlich, dass «Dune 2» so gut wird wie sein Vorgänger. (Enno Reins)
«The Holdovers»: Wohlfühlfilm nach Weihnachten
Dezember 1970: Paul Hunham (Paul Giamatti) ist ein unbeliebter Professor an der Barton Academy, einem Internat in Neuengland. Er ist streng und ständig betrunken. Hunham wird dazu verdonnert, die Weihnachtsferien in Barton zu verbringen, zusammen mit der Cafeteria-Köchin Mary Lamb (Da'Vine Joy Randolph) und Schülern, die nicht nach Hause fahren können.
Feiertagsstimmung kommt nicht auf. Hunham lässt die Schüler lernen, Mary Lamb trauert um ihren Sohn, der im Vietnam-Krieg gefallen ist. Und dann ist da Angus Tully (Dominic Sessa), der tief verletzt ist, weil sich seine Mutter kurzfristig entschlossen hat, mit seinem Stiefvater die Hochzeitsreise nachzuholen.
Traurig, witzig, lakonisch und jede Menge 1970er-Jahre-Groove: «The Holdovers», im Kino ab 25. Januar 2024, ist ein absoluter Wohlfühlfilm von Alexander Payne («Sideways»), der perfekt in die Nachweihnachtszeit passt und der einen mit wohligem Gefühl aus dem Kino entlässt. Dazu ein weihnachtlicher Soundtrack mit Songs von Artie Shaw, den Temptations, Cat Stevens, Khruangbin und anderen. (Enno Reins)
«Alto Knights»: die alten Männer und ihr Faible fürs Gangster-Genre
Drei alte Männer wollen es mit diesem Mafia-Drama 2024 nochmal wissen. Regie führt der 81-jährige Oscarpreisträger Barry Levinson, der die Zuschauer schon mit Filmen wie dem Familiendrama «Rain Man» (1988) oder der Politsatire «Wag the Dog» (1997) begeistert hat.
Die Story stammt vom 90-jährigen Nicholas Pileggi, bekannt für seine Drehbüchern zu Gangsterfilmen wie «Goodfellas» (1990), «Casino» (1995) oder «The Irishman» (2019). Die Hauptrollen spielt der 80-jährige Oscarpreisträger Robert De Niro, der schon etliche Male Mafiosi dargestellt hat, sei es in «The Godfather Part II» (1974) oder «Goodfellas» (1990).
In «Alto Knights», im Kino ab dem 14. November 2024, geht es um die Rivalität der Mafiosi Frank Costello und Vito Genovese im New York der 1950er-Jahre. Der Film basiert auf realen Ereignissen. Beide Gangster hat es wirklich gegeben und beide werden von Robert De Niro gespielt.
Klingt nach einem Filmangebot, das Freunde des klassischen Gangsterfilms nicht ablehnen können. (Enno Reins)
Theater-Highlights: Diese Stücke bedeuten 2024 die Bretter der Welt
Kim de l’Horizons «Blutbuch» kommt auf die Bühne
Der Schweizer Buchpreis, der Deutsche Buchpreis: Selten erfährt ein Romandebüt so viel Beachtung wie Kim de l’Horizons «Blutbuch». Kein Wunder interessieren sich auch die Bühnen dafür, zumal Horizon dem Theater seit je verbunden ist, als Hausautor*in in Bern und mit Stücken wie «Hänsel & Greta & The Big Bad Witch». In Bern kommt «Blutbuch» am 17. Januar als Solo für eine Schauspielerin auf die Bühne. In Zürich transformieren Regisseurin Leonie Böhm und Kim de l’Horizon selbst den Text zum «Blutstück», mit Premiere am 22. Februar. (Andreas Klaeui)
Die Swiss Dance Days zeigen das Schweizer Tanzschaffen
Vom 28. Februar. bis 3. März 2024 ist es wieder soweit: Die alle zwei Jahre stattfindenden Swiss Dance Days gehen über die Bühnen, dieses Jahr in Zürich. Aus insgesamt 218 visionierten Produktionen hat die Jury 15 Stücke ausgewählt, die das lebendige zeitgenössische Schweizer Tanzschaffen präsentieren. Da stehen etablierte Künstler neben Newcomerinnen, Produktionen aus der freien Szene neben Stücken, die am Stadttheater entstanden sind. Ein idealer Anlass, um sich über den aktuellen Stand der hiesigen Tanz- und Performanceszene einen Überblick zu verschaffen. (Dagmar Walser)
Das Einsiedler «Welttheater» in seinem hundertsten Jahr
Die Rollen waren besetzt, die Proben hatten begonnen, dann kam das Aus: 2020 musste das Einsiedler «Welttheater» wegen Corona abgesagt werden. Vom 11. Juni bis 7. September kommt es 100 Jahre nach der ersten Spielzeit zum 17. Mal als Freilichttheater vor der barocken Klosterkirche zur Aufführung, für die Zuschauenden zum ersten Mal sogar mit einer überdachten Tribüne. Die zeitgenössische Nachdichtung des barocken Moralspiels hat Lukas Bärfuss verfasst, er folgt damit auf Thomas Hürlimann und Tim Krohn. Regie führt der freilichttheatererfahrene Luzerner Regisseur Livio Andreina. (Andreas Klaeui)
Musik-Highlights: auf die Augen, Ohren, los!
Zehn Jahre Basler Mizmorim Festival
Das Kammermusikfestival «Mizmorim», das dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert, hat bei jeder Ausgabe ein übergeordnetes Thema. Dieses Jahr lautet es «Psalmen». Ein Thema, das Brücken zwischen Judentum, Christentum und Islam schlägt, denn in all diesen Religionen kommen Psalmen vor. Ausserdem kann mit diesem Thema auch eine immer wiederkehrende Frage des Publikums beantworten werden, nämlich: Was heisst «Mizmorim»? Es heisst auf Hebräisch «Psalmen».
(Roman Hosek)
Die Opern-Wiederentdeckung: «Samson» von Joachim Raff als Tripel-CD
«Lass den ‹Samson› nicht liegen! Dass der einschlägt, ist mir sicher», schrieb der Dirigent Hans von Bülow 1857 an den damals ziemlich bekannten Schweizer Komponisten Joachim Raff. Doch der Samson blieb liegen. Ganze 165 Jahre. Und Joachim Raff geriet in Vergessenheit. Erst letztes Jahr wurde die monumentale Oper in Weimar uraufgeführt. Anfang 2024 erscheint sie nun zum ersten Mal auf CD – mit dem Berner Symphonieorchester, dem Dirigenten Philippe Bach und Magnus Vigilius als Samson. Ein Release, das von Opernfans mit Spannung erwartet wird. (Theresa Beyer)
Schweiz statt Schweden: Lisa Streich beim Lucerne Festival
Sie lebt mit ihrer Familie auf der schwedischen Insel Gotland, wenn sie nicht gerade unterwegs ist mit Ihrer Musik: Lisa Streich, Komponistin aus Schweden, schafft mit modernsten Kompositionstechniken eine universelle Musiksprache, die das Publikum direkt anspricht und den heutigen Zeitgeist trifft, ohne anbiedernd zu sein. Nun wird sie «Composer in Residence» beim Lucerne Festival 2024. Eine wunderbare Gelegenheit, die Komponistin eingehend kennenzulernen. (Annelis Berger)
Kunst-Highlights: alltäglich, schmerzlich, surrealistisch
Ins Licht gerückt: der Fotograf Jeff Wall in der Fondation Beyeler
Das Ausstellungsjahr beginnt mit einem Mann. Und das, obwohl die Museen inzwischen verstanden haben, dass die Kunstgeschichte viel mehr noch aus weiblicher Sicht geschrieben werden muss. Die Ausstellung über den kanadischen Fotografen Jeff Wall in der Fondation Beyeler (28. Januar bis 21. April 2024) wird sicher eines der Highlights des Jahres werden. Kaum ein Künstler oder eine Künstlerin haben den Übergang zwischen Malerei, Fotografie und Film so präzise unter die Lupe genommen wie Jeff Wall. Seine grandios in Szene gesetzten Leuchtkästen beleuchten von der Wohnungszwangsräumung bis zum Schlaflosen unter dem Küchentisch Geschichten, die der Alltag schreibt.
Standhalten: Schmerzensfrau Marina Abramovic in Zürich
Die Aufholjagd der Frauen als Kunstsuperstars hat aber längst begonnen. Man könnte da an das Jahr 2010 erinnern, in dem die damals für das Museum of Modern Art populärste Ausstellung stattfand. 850'000 Menschen wollten die Performancekünstlerin Marina Abramovic in New York sehen und sich mit ihr an den Tisch setzen. Jetzt kommt die inzwischen 77-jährige Künstlerin mit einer Überblickschau (25. Oktober 2024 bis 16. Februar 2025) nach Zürich und zeigt alle ihre auf Ausdauer und Schmerz basierenden Performances im Kunsthaus.
Für das Zürcher Kunsthaus schmerzlich könnte auch der fürs nächste Jahr erwartete Schlussbericht der Bührle-Provenienzforschung sein, der für den Sommer versprochen wird. Vielleicht lässt sich dann klären, welche Bilder die Bührle-Stiftung entweder zurückgeben muss oder aus dem Kunsthaus wieder abziehen wird. Für den Rest sollte das Kunsthaus eine dauerhafte oder gar feste Bleibe werden.
Vorgestrige Familienbilder im Hier und Jetzt: Kunstmuseum St. Gallen
Interessant dürfte auch eine kleine Ausstellung im Kunstmuseum St. Gallen werden, die mit ihrem neuen Direktor endlich Themen aufgreift, die nicht nur die kunstgeschichtliche Relevanz betont, sondern auch gegenwärtige Gesellschaftsfragen aufwirft. Eine Ausstellung mit dem vielversprechenden Titel «Burning down the House» (1. Juni bis 8. September 2024) will ein veraltetes Bild der Familie anhand von Kunstwerken in die Jetztzeit holen.
Literatur-Highlights: Diese Titel sollten Sie sich vormerken
Wer war die Familie Kafka? Bildband zum 100. Todestag von Franz Kafka
Am 3. Juni 2024 jährt sich Franz Kafkas Todestag zum 100. Mal. Der Deutschprager Schriftsteller, der mit nur 41 Jahren an Lungentuberkulose starb, hinterliess ein zeitlos faszinierendes Werk. Aus der Reihe neuer Bücher über den Mann, der zum Wort «kafkaesk» inspirierte, sticht ein Fotoalbum hervor: In fast hundert Fotos der Familie Kafka, viele davon bislang unveröffentlicht, entfaltet sich eine grosse Erzählung über familiäre Bindungen, aber auch über den sozialen Aufstieg einer jüdischen Familie aus einfachen ländlichen Verhältnissen zum Prager Bürgertum. «Kafkas Familie. Ein Fotoalbum» ist ab 22. Februar im Buchhandel erhätlich. (Franziska Hirsbrunner)
Salman Rushdies Antwort auf Gewalt: «Knife»
Es ist als Weltereignis angekündigt: Der mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnete Schriftsteller Salman Rushdie erzählt die Geschichte des Attentats auf ihn. Im August 2022 griff ein junger Mann Salman Rushdie an einer Literaturkonferenz mit einem Messer an. Mehr als 30 Jahre zuvor hatte das iranische Regime wegen seines Romans «Die satanischen Verse» dazu aufgefordert, den Schriftsteller hinzurichten. Der Vorwurf: Blasphemie. Für den 76-Jährigen war es notwendig, dieses Buch zu schreiben. Seine Antwort auf die Gewalt ist Kunst, in Form von Weltliteratur: «Knife» erscheint am 16. April 2024. (Lea Dora Illmer)
Surrealer Blick auf die menschliche Seele: Miranda July: «Auf allen vieren»
Mit ihren Kinofilmen, Kunstaktionen und Prosatexten hat die Multimediakünstlerin Miranda July ein grosses Fan-Publikum. Die Erwartungen an ihren neuen Roman sind dementsprechend hoch. «Auf allen vieren», erhältlich ab 8. Mai 2024, erzählt die US-Amerikanerin die Geschichte einer Frau, die sich eine Auszeit von Mann und Kind nimmt und mit dem Auto von Los Angeles nach New York fahren möchte. Doch sie strandet bereits in einem Vorort von L.A. und imaginiert sich in eine surreal-reale Welt. (Jennifer Khakshouri)